Tradition als Moderne: Bildungsreise Lehmbau Japan

Nächster Termin:
28.10.2024 - Samstag, Sonntag, Montag-Freitag 18:00 - 10:00 Uhr
Kurs endet am:
09.11.2024
Gesamtdauer:
112 Stunden in 14 Tagen
Praktikum:
Nein
Unterrichtssprachen:
  • Deutsch
Veranstaltungsart:
  • Weiterbildung 
Angebotsform:
  • Präsenzveranstaltung 
  • Studienreise 
Durchführungszeit:
  • Tagesveranstaltung
Teilnehmer min.:
8
Teilnehmer max.:
12
Preis:
2.390 € - 2390 Euro (inkl. MwSt.). 10% Frübucherrabatt bis 30. Juli 2024. Im Preis inbegriffen sind die fachliche Anleitung bei den Arbeiten sowie Kost und Logis während der Arbeitstage außerdem eine einfache Unterkunft sowie lokal typisches Essen sind während der Arbeitstage im Preis inbegriffen. Ferner vier Nächte in Hotels in Tokyo bzw. Kyoto.
Abschlussart:
Zertifikat/Teilnahmebestätigung 
Abschlussprüfung:
Nein
Abschlussbezeichnung:
keine Angaben
Zertifizierungen des Angebots:
  • Nicht zertifiziert
Angebot nur für Frauen:
Nein
Kinderbetreuung:
Nein
Link zum Angebot:
Infoqualität:
Suchportal Standard Plus

Zielgruppen:
Der Kurs richtet sich an Studierende und Bauschaffende, Handwerker:innen, und Selbstbauende mit VORERFAHRUNGEN im Bereich Lehmbau und Lehmputz.
Fachliche Voraussetzungen:
Anspruchsniveau: 2 - 3 gemäß DQR
Technische Voraussetzungen:
Keine besonderen Anforderungen.
Systematik der Agenturen für Arbeit:
  • C 0035-40 Putz-, Stuckarbeiten
  • C 0015-20 Energieeffizientes und ökologisches Bauen, Baubiologie

Inhalte

Dieser aussergewöhnliche Kurs möchte Ihnen das Können und die Perfektion japanischen Handwerks vor Ort nahebringen und verstehen lassen. Es ist eine Bildungreise, bei der Kultur, Können und Lernen Hand in Hand gehen. Für Menschen mit Vorkenntnissen im Arbeiten mit Lehm.

Wir kennen Japan als Land der aufgehenden Sonne. Als Land von Mangas, Reis und vielen Skurrilitäten. Wir kennen Japan als Land des perfekten Handwerks, wie es unlängst auch im Kurs mit dem japanischen Lehmbau-Meister Tatsuya Tokura in Wangelin zu erleben war. Aber kennen wir Japan wirklich? Entspricht unser Bild der japanischen Wirklichkeit?

Wir wollen hier (Morgen)Licht ins Dunkel bringen und uns japanischer Kultur und Handwerk auf der Bildungsreise annähern. Denn so viel dürfte klar sein: Japan ist so anders, dass wir es nicht aus unserer westlichen Logik heraus verstehen können. Es braucht das Eintauchen und Aufsagen "dessen, was ist" im Land selbst. Nur, wenn wir die Art des Lebens und Bauens in Japan aus erster Hand erfahren, werden wir verstehen, warum japanische Lehmbauer mit so feinen Kellen so feine Schichten von Lehmputz aufziehen. Warum der Lehm so feinfühlig angemischt und intensiv getestet wird. Warum sich japanische Lehmbaumeister mit solchem Gleichmut der Arbeit widmen.

Begleitet werden wir auf diesem Weg des Erkennens, Erfahrens und Ausprobierens von Tatsuya Tokura. Der Tokyoter hat eine fünfjährige Lehre beim japanischen Meister Harada Susumu gemacht. 2012 verbrachte Tokura-San* ein Jahr in Deutschland und Europa, wo er lehrte und lernte. Seitdem unterrichtet er regelmäßig in Deutschland, Frankreich, Spanien und den USA. Seine Wege führten ihn zudem nach Südafrika, wo er mit der Architektin Bernadette Heiermann Putze an Schulgebäude brachte, und nach Marokko, wo er an einer Kasbah mitbaute.

Seit 2014 ist Tokura-San selbständig. Unter seinen Projekten sind verschiedene Kollaborationen, unter anderem mit dem bekannten Japanischen Architekten Kengo Kuma (u.a. Snow Peak-Gebäude in Niigata). Zudem arbeitet Tokura-San regelmäßig mit dem Schilfbau-Meister Sagara Ikuya und dem Gartenbau-Meister Yosuke Yamaguchi.

Tokura-San lässt sich in seiner Arbeit von dem inspirieren, was er vor Ort findet: Der Kultur, der Tradition und dem natürlichen Umfeld. Den Lehm für seine Arbeiten holt er aus maximal 30 Auto-Minuten Entfernung von der Baustelle, was in Japan, wo man auch auf Landstraßen meist nicht mehr als 50 km/h fahren darf, nicht weit ist. Auch die Zusammensetzung des Baumaterials passt er gekonnt den Notwendigkeiten des Projekts und den örtlichen Gegebenheiten an. Dabei lässt er sich nicht von Konventionen einschränken. Für einen Schulbau in der für ihren Mandarinen-Anbau bekannten Provinz Wakayama mischte er bspw. geriebene, getrocknete Mikan-Schale (so der Name der japanischen mandarinenartigen Zitrusfrucht) in den Putz.

Und auch bei seinem aktuellen Projekt, einer Lehmbauschule in der an Tokyo angrenzenden Provinz Chiba gelingt es Tokura-San, mit Respekt für die Tradition Mensch, Natur und Kultur zusammen zu bringen und in etwas Neues zu überführen. Er setzt dem oft selbstbezogenen Wirtschaftsdenken eine freudvolle Logik des gestaltenden Kooperierens entgegen, die die Zukunft als einen lebenswerten Platz im Hier und Jetzt erscheinen lässt.

Seine Ansprüche an Qualität und Ausdruck seiner Arbeit sind sehr hoch. Was dem nicht gerecht wird, stampft er wieder ein. Seinem Verständnis nach muss eine Arbeit aus sich selbst zu verstehen sein. Wobei jeder Arbeitsschritt gleich wichtig ist. Selbst einen Unterputz trägt er so auf, dass dieser als abschließende Oberfläche stehen könnte. In seinen Projekten überlässt er denn auch hin und wieder einem solchen Unterputz die Bühne: Mit erstaunlicher Wirkung!

In diesem Kurs wollen wir der Herangehensweise Tokura-Sans folgen und die Wand als Ganzes und in ihren Teilen betrachten. Wir werden in den ersten 5 Tagen auf dem Gelände der Lehmbauschule in der Präfektur Chiba den Aufbau der Wand eines herkömmlichen japanischen Hauses kennen lernen und selbst ausführen. Auf eine Art grundlegendes Bambusgeflecht werden dabei verschiedene Schichten Lehmputz aufgetragen. Und wir lernen, den dafür notwendigen Lehm entsprechend aufzubereiten und anzumischen.

Dem Aufbau der Putzschichten in Japan folgend, gehen wir dabei von fetten, beim Trocknen rissigen Lehm zu gemagerten, rissfreien Zwischen- und Oberschichten, die wir explorieren und ausführen. Wir werden uns ferner der Fugenbildung an den Rändern zu geraden oder gekrümmten Hölzern widmen.

Ziel dieses Teils des Kurses ist also die praktische Ausführung verschiedener Untergründe und das Auftragen mehrschichtiger Lehmputze mit Lehmbeschlag auf japanische Art und Weise. Abseits von fertigen Produkten und mit geringem Maschineneinsatz werden wir selbständig Oberflächen-Texturen und Material-Mischungen entwickeln. Die handwerkliche Technik der Handhabung der japanischen Kellen soll ebenfalls in ihren Grundformen vermittelt werden. Thematisiert wird auch der Einfluss der Witterung auf die Endschichten, und die resultierenden Anforderungen an das Baumaterial.

In Abendvorträgen werden wir in die japanische Kultur eingeführt und lernen Tokura-Sans Arbeiten und Projekte kennen. Wir werden von einem Kellen-Schmied erfahren, was eine richtige japanische Putzkelle ausmacht und wie sie hergestellt wird. Es besteht zudem die Möglichkeit, in einem Izakaya (??? = die populärste Art von Gatronomie in Japan, irgendwo zwischen Restaurant und Kneipe) einzukehren und in einer heißen Quelle (japanisch: Onsen) zu entspannen.

Nach den 5 Tagen Kurs in Chiba werden wir weiterfahren und uns einige von von Tokura-San Arbeiten anschauen. Auf einer benachbarten Baustelle werden wir die nächsten beiden Tage weitere Aspekte des Bauens und Putzens mit Lehm auf in Japan erleben. Das Ganze auf ganz usprüngliche japanische Weise: "Durch das Stehlen mit den Augen".

Anschließend geht es mit dem für seine auf die Zentelsekunde genaue Ankunft berühmten Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen in die ehemalige Kaiserstadt Ky?to. Und wir werden besondere Projekte von Ikuya- und Tokura-San besuchen.

In Ky?to brechen wir zu einem um das Thema traditionelle Lehmputze und -Bauten gruppierten Stadtrundgang auf.

Die Lehmbaureise nach Japan entstand aus dem Kurs "Japan-Putze" im August 2023 hier in der Bildungsstätte für Lehmbau heraus. Er darf als einmalige Gelegenheit das Arbeiten mit Lehm und Lehmputz in Japan aus erster Hand von einem der ganz Großen dieses Metiers kennen zu lernen. Es ist ein sehr individueller, zusammen mit Tokura-San entwickelter Kurs, kein Produkt von der Stange. Es können Veränderungen und Anpassungen im Programm vorkommen. Wir sind bestrebt zu den Kurstagen japanische Architektur-Studierende hinzuzunehmen.

Sie lernen in diesem Kurs:

-Erstellen einer Kernwand aus Bambus und ähnlichen Materialien
-Füllen der Kernwand mit Lehm
-Rohwand: Anmischen und Ausführen eines Grundputzes an
-Zwischenschicht. Anmischen und Erstellen einer Korrektur- und Ausgleichsschicht („naka nuri“, ? ??)
-Endschicht. Anmischen und Erstellen von Finalen Schichten (jap. ua nuri, ????)
-PUTZE (jap. Juraku): Anmischen und Ausführen verschiedener Lehmputze
-Umgang mit Japankellen und weiterem Werkzeug
-Erlangen eines tiefen Verständnisses der japanischen Arbeitsweise
-Erlangen eines tiefen Verständnisses der Wirkung und des Nutzens von Zuschlagstoffen
-Erlangen eines tiefen Verständnisses des Wandaufbaus in herkömmlichen japanischen Häusern
-Erlangen eines tiefen Verständnisses des Zusammenhangs von japanischen Leben und Bauen im Kontext der natürlichen Gegebenheiten
-Besuch eines Kellenschmieds

ORGANISATORISCHES

Sie werden auf dieser Fahrt Japan in seiner Vielfältigkeit und „wie es ist“ kennenlernen. Wir werden in den Städten (T?kyo und Ky?to) in einfachen Hotels in Zweitbettzimmern mit westlichen Betten untergebracht sein. In der Zeit in der Lehmbauschule und auf der Baustelle werden wir im japanischen Stil übernachten. Das heißt mit auf Tatami (geflochtenen Reisstrohmatten) liegenden Futons ohne separierte Zimmer. Schließlich existiert im traditionellen japanischen Haus eine Zimmerstruktur wie in unseren Breiten nicht, lassen die Schriftzeichen für Zimmer gar die Deutung "Raum unter dem Dach" zu.

Während der Zeit auf den Baustellen/Lehmbauschule sind drei Mahlzeiten im japanischen Stil inkludiert. Wir werden dabei von den „Obaachans“, den alten Frauen des Dorfes, auf althergebrachte Weise bekocht. Im Zentrum des Essen steht dabei das „Brot der Japaner“, der Reis sowie die Miso-Suppe.

Bei Unterkunft im Hotel ist das Frühstück i.d.R. inkludiert, weitere Mahlzeiten sind selbst zu organisieren. Wir werden auf unseren Touren auf entsprechende Möglichkeiten hinweisen bzw. an entsprechenden Läden/Restaurants Stopp machen.

Der erste gemeinsame Programmpunkt ist am 28. Oktober um 10 Uhr der Stadtgang durch Tokyo, der letzte die Stadtbesichtigung am 8. November in Kyoto.

Im Preis inkludiert sind die 4 Übernachtungen in Hotels (Tokyo und Kyoto) sowie 9 Übernachtungen auf einfache japanische Art.

Für die Arbeitstage gibt es eine japanisch-deutsche Übersetzung. In Tokyo und Kyoto kommt man mit Englisch ganz gut durch.

Die An- und Abreise (Deutschland nach Japan und zurück) ist individuell zu organisieren, also nicht Teil des hier zu buchenden Kurses. Die nächstgelegenen Flughäfen bei der Anreise sind Tokyo Haneda und Narita-Airport (Flughafenkürzel HND und NRT), die täglich von verschiedenen Flughäfen in Deutschland bzw. Europa angeflogen werden. Für die Rückreise können Sie zudem den nahe Osaka gelegenen Kansai International Airport (KIX) in Betracht ziehen, der ebenfalls direkt von Deutschland und Europa angeflogen wird. Zur Flugsuche nutzen Sie einschlägige Portale. Buchen Sie das Ticket jedoch am besten direkt bei der Fluggesellschaft, auch wenn es ein paar Euro mehr kostet.

Nach Anmeldung zum Kurs bekommen Sie zunächst eine Rechnung. Später folgen weitere Informationen zum Land, zur Anreise und kulturspezifischen Anforderungen. Insbesondere letztere sind von besonderer Bedeutung. Japan ist "mehr anders", als wir glauben.

ABLAUFPLAN

Sontag, 27.10. (ANREISETAG)
Ankunft Hotel
20 Uhr fakultative Kennenlernrunde

Montag, 28.10. (TOKYO)
9 - 13 Uhr Stadt-Besichtigung Tokyo. Nachmittag zur eigenständigen Gestaltung

Dienstag, 29.10. (REISETAG/ICHIHARA)
9 Uhr Fahrt zur Lehmbauschule in Ichihara. Strand Besuch.
15:00 Lehmbauschule besichtigen. 18:00 Abendbrot
19:30 Einführung Kurs

Mittwoch, 30.10. (ARBEITSTAG)
Kurs 7 - 17 Uhr, Pause 12:30 - 14:00
19:30 Vortrag/Gespräch „Einführung japanische Kultur und Sein“

Donnerstag, 31.10. (ARBEITSTAG)
Kurs 7 - 17 Uhr, Pause 12:30 - 14:00 19:30 Vortrag/Gespräch: Tasuya-Sans Arbeiten

Freitag, 1.11. (ARBEITSTAG)
Kurs 7 - 17 Uhr, Pause 12:30 - 14:00 19:30 Uhr Izakaya

Sonnabend 2.11. (ARBEITSTAG)
9 - 17 Uhr, 12:30 - 14:00 Mittagspause

Sonntag 3.11. (ARBEITSTAG)
7- 17 Uhr (inkl. Abschlussrunde), 12:30 - 14:00 Mittagspause

Montag, 4.11. (REISETAG)
7 Uhr Abreise aus Ichihara. Besichtigung von Tatsuyas Arbeiten.

Dienstag, 5.11. (ARBEITSTAG)
7-17 Uhr Kurs
19:30 Gespräche mit Baustellengeber

Mittwoch, 6.11. (ARBEITSTAG)
7-17 Uhr Kurs inkl. Abschlussrunde
Abends Ausklang

Donnerstag, 7.11. (REISETAG/KYOTO)
Reise nach K?be/Ky?to mit Shinkansen, Besichtigung Projekte. Nightlife in Gion

Freitag, 8.11. (KYOTO)
Ky?to tour, nachmittags frei (Omiyage (Mitbringsel) kaufen)

Sonnabend, 9.11. (ABREISETAG)
Abreise

Das Programm soll einen ungefähren Eindruck des Geschehens vermitteln, kann jedoch angepasst und der Situation entsprechend verändert werden.

Alle Angaben ohne Gewähr. Für die Richtigkeit der Angaben sind ausschließlich die Anbieter verantwortlich.

Erstmals erschienen am 28.01.2024, zuletzt aktualisiert am 03.05.2024